Das Schimpfen der Lehrer auf Schulbuchverlage ist so alt wie der Buchdruck. Beim Übergang in das digitale Zeitalter wurde die Diskussion noch hitziger: Wie soll ein Lehrwerk und dessen Zusatzmaterialen ausschauen? Inwieweit bleibt das Paradigma des Papierzeitalters („Hier steht, was ihr zu lernen habt“) erhalten? Was wird ergänzt, was ersetzt? Wie kann man Bildungsstandards und Binnendifferenzierung unter einen Hut bringen? Braucht es angesichts der OER überhaupt noch Verlage?
Die Frage nach der Kombinierbarkeit von Lehrbuch, Apps, Webdiensten und eigenen Aufzeichnungen begleitet unser Projekt von Anfang an. Die Erwartung von Eltern an unsere iPad-Klassen war immer auch, dass ihre Kinder morgens nun endlich weniger Bücher in die Schule schleppen müssten. Diese hat sich bislang nur teilweise erfüllt: Außer Cornelsen war in der Anfangszeit keiner der Verlage bereit, die Schulbücher zumindest als statisches PDF zur Verfügung zu stellen. Eifrige Schülerinnen und Schüler haben die Buchseiten immer wieder abfotografiert und somit das Buch zu Hause gelassen, aber eine praktikable Dauerlösung war das sicher nicht.
Eine entscheidende Barriere für die Kombination von Notizblock-App und E-Book war immer auch die beschränkte Bildschirmgröße des iPads. Aus ergonomischen Gründen konnte Heftführung und Schulbuch nicht parallel stattfinden: Entweder Buch aus Papier und handschriftliche Heftführung auf dem Tablet oder umgekehrt.
Das Problem hat sich inzwischen völlig überraschend in Luft aufgelöst. Die Lehrwerke der aktuellen Generation werden alle auch als E-Books angeboten. Das Platzproblem auf den Bildschirmen der iPads lässt sich somit verblüffend einfach lösen: Die Schüler machen ein Bildschirmfoto der Seite, schneiden es zurecht, kopieren es in die Zwischenablage und fügen es in eine Notizbuch-App ein. Dort kann es beliebig weiterbearbeitet werden.

Aus unserer Perspektive hat der Klett-Verlag für die neue Lehrbuch-Generation eine wirklich vernünftige Lösung für Schüler abgeliefert. Das Schleppen von riesigen Schulranzen, der Anblick von kleinen Sherpas um halb acht in der Früh, all das wird langsam verschwinden. Gut so.
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