Die Integration digitaler Werkzeuge in den traditionellen Unterricht ist hier unser Hauptthema seit dem Frühjahr 2012, also seit gut vier Jahren. Eine Zeitspanne, die ich mit einem gewissen Stolz erwähne – vergleichbaren Initiativen ist häufig schon nach einem oder zwei Schuljahren die Luft ausgegangen …
Deshalb sei mir an dieser Stelle erlaubt, einige Möglichkeiten einer digitalen Lernplattform jenseits des ja stark lehrbuchgebundenen Mittelstufenunterrichts zu skizzieren. Genauer gesagt in der Oberstufe (Q11 Französisch).
Basierend auf einer bereits im Jahr 2000 erschienenen Unterrichtseinheit des Raabe-Verlags – hier immer noch zum Download erhältlich – haben meine Schüler und ich eine thematisch zur nahenden Urlaubszeit passende „Simulation globale“ durchlaufen. Jeder der Teilnehmer schlüpft für ein paar Unterrichtsstunden in eine virtuelle Identität und durchlebt ein Abenteuer mit den anderen. „L’île“ beginnt mit dem Schiffbruch (le naufrage) eines Passagierschiffs (le paquebot) in der Südsee, unsere Kursteilnehmer sind die Überlebenden (les survivants), die – mit drei beliebigen geretteten Gegenständen (trois objets) – auf der Insel zusammentreffen und ihr Überleben und ihre Rettung (le sauvetage) organisieren müssen.
Angelehnt an das Szenario „Herr der Fliegen“ (Le seigneur des mouches) entstehen natürlich bald die ersten Konflikte (des conflits), die – wie immer – ausnahmslos in der Fremdsprache (en français s’il vous plaît) geregelt werden müssen.
Überraschend einfach und problemlos gestaltet sich die Übertragung des Unterrichtsentwurfs, der ja noch aus der analogen Zeit stammt, in unsere Lernplattform Mebis a.k.a. Moodle. Abstimmungen und Auswahlen, Diskussionen ums Lagerfeuer und Gruppenbildung in Foren, für andere nicht einsehbare Tagebücher, ein Glossar für neue Wörter, interaktive themengebundene Grammatik-Wiederholungsübungen (Was wäre wenn jetzt ..? z.B. für Konditionalsätze), all das zusammen ergibt eine äußerst ansprechende und motivierende Lernumgebung.
Zum Wesen einer „Simulation globale“ gehört es übrigens auch, dass die weitere Entwicklung der Lage unmittelbar auch von den Äußerungen und Handlungen der Schüler beeinflusst wird. Überraschend zu beobachten ist dann auch, dass sich viele Schüler durch und durch mit ihrer Rolle identifizieren – und ihren virtuellen Beruf bis an die Grenze zum Stereotypischen ausreizen, was auch in Mimik und Gestik in den mündlichen Unterrichtsteilen Ausdruck findet. Die auszuwählenden Berufe (Psychologe, Nonne, Polizist …) tragen ebenfalls zu dieser Identifikation bei.
Unterrichtseinheiten wie diese sind für eine digitale Tablet-Arbeitsumgebung natürlich maßgeschneidert. Hier kann das volle Potential unserer Lernplattform ausgeschöpft werden, mit ihren vielfältigen Kommunikationsinstrumenten. Leider sind wir noch nicht soweit, in der Oberstufe Tablets einsetzen zu können, weshalb wir auf unsere Computerräume angewiesen sind. Also reservieren, Schüler hinlotsen, erst mal lüften, anschalten, warten, einloggen, vergessene Passwörter neu vergeben … Aber wer weiß, wie es in ein paar Jahren ausschaut.
Die Zeit der Computerräume, das wurde mir wieder bewusst, geht definitiv zu Ende.
[…] Der größte Vorteil von mebis ist natürlich die Integration von interaktiven Elementen. Wikis, Tests, interaktive Übungen mit H5P, Glossare, Abstimmungen – all diese zentralen Möglichkeiten von digitalem Lernen sind auch durch extensive Verlinkungen auf Angebote im Web nicht zu organisieren. Ein Beispiel für das strukturierte Zusammenspiel all dieser Aktivitäten habe ich bereits an anderer Stelle beschrieben. […]
By: Teams und mebis: Ergänzen statt ersetzen | ipad-klasse.org / tabletklasse.org on 4. Juli 2020
at 15:41