In dem Bestreben, auf diesem Blog unsere Überlegungen und Erfahrungen bei unserer Arbeit mit unserer iPad-Klasse so umfassend wie möglich zu dokumentieren und vor allem zu veröffentlichen, hier ein Auszug aus einer E-Mail, in der ich ein paar Fragen einer Studentin beantwortet habe, die sich mit unserer iPad-Klasse im Rahmen ihrer Bachelorarbeit beschäftigt.
1. Welche Erfahrungen haben Sie mit dem 1:1 Ausstattungsmodel gemacht? Ist das Modell gegenüber Pad-Sharing für den Erfolg des Projektes entscheidend?
In meinen Augen ist die 1:1-Ausstattung zur sinnvollen Nutzung der Geräte unverzichtbar. Nur so können die Schüler darauf Hausaufgaben machen, in der Schule begonnene Arbeiten fertigstellen, sich auch zu Hause mit vllt. komplexerer Software auseinandersetzen und deren Benutzung erlernen oder vertiefen. Vieles lernt man eben doch durch rumprobieren, dafür ist in der Schule die Zeit zu knapp. Nicht zuletzt entfällt die umständliche und zeitraubende Sicherung von Arbeitsergebnissen am Stundenende.
2. Inwieweit erhalten Sie Hilfe und Material von Verlagen? Wo sehen Sie von deren Seite aus Handlungsbedarf?
Wir haben das Mathe- und Physikbuch zu einem annehmbaren Preis als PDF erwerben können. Das erlaubt eine Bearbeitung in Notability und das Kopieren von kleinen Ausschnitten zur Weiterverwendung z.B. in Arbeitsblättern. Das genügt und im Augenblick warten wir einfach die weitere Entwicklung ab.
3. Beansprucht der Unterricht mit Tablets mehr Zeit a) für die Unterrichtsvorbereitung, b) im Unterricht selbst?
Der Mehraufwand für die Unterrichtsvorbereitung ist unerheblich, wenn sie dafür mehr Spaß macht. Zudem spart man auf lange Sicht ja doch Zeit, wenn man alleine an die Stunden denkt, die man als Lehrer vor Fotokopierern steht.
Im Unterricht dauern manche Dinge länger, vor allem bei kooperativeren Arbeitsweisen, andere gehen dafür erheblich schneller und effizienter von der Hand. Alles in allem m.E. Gleichstand.
4. Sind bisher Schäden bei den Geräten aufgetreten (Soft- oder Hardware)?
Nein. Das würde unser Konzept tatsächlich ernsthaft in Frage stellen, aber bisher waren die Geräte aller Schüler abgesehen von gelegentlich leeren Akkus oder zu Hause vergessenen Geräten immer alle einsatzbereit.
5. Haben Sie Anhaltspunkte dafür, dass Lernen mit Tablets effektiver ist als mit analogen Medien? Wenn ja, an welche Voraussetzungen ist das geknüpft? (Vorbereitung, didaktisches Konzept, 1:1Modell)
Ob das Lernen selbst effektiver wird, ist nur schwer zu beurteilen. Ich bin mir hingegen ziemlich sicher, dass der Unterricht aktueller, abwechslungsreicher und ansprechender geworden ist.
6. Welchen tatsächlichen Mehrwert sehen Sie in den Tablets? In wie weit verändert es Lernen positiv? (spontaner, individueller, tiefergehender, kooperativer, effektiver, …) Hat sich auch etwas zum Negativen gewendet?
Ich glaube, wir setzen in unserer Klasse mehr auf selbstverantwortliches Lernen als im klassischen Unterricht. Wir sind mehr auf die Ideen und das Mitdenken der Schüler angewiesen. Motivierte und engagierte Schüler profitieren dabei möglicherweise überproportional, eher leistungsschwächere kommen wahrscheinlich weniger gut zurecht damit, wenn sie z.B. ihre Vokabel-App selbstständig auf dem Laufenden halten und mit ihr regelmäßig wiederholen sollen. Dieses Auseinanderdriften an Leistungen wird andererseits dadurch abgeschwächt, dass viele Online-Wiederholungsübungen ja beliebig oft durchlaufen werden können und sich auf das neutrale Feedback verlassen werden kann.
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