Verfasst von: Gerhard Piezinger | 4. Januar 2013

iPad statt Notebook auch zuhause?

Fragt man Schüler ab der Mittelstufe aufwärts, besitzen mindestens drei Viertel von ihnen einen eigenen Computer, ganz überwiegend Notebooks, nur noch wenige Desktoprechner, und (noch) kaum Tablets. Eltern sind offenbar in ganz großer Mehrheit überzeugt, dass ihren Kindern für die Schularbeit ein eigener Computer von Vorteil ist. Meiner Meinung nach natürlich zurecht, denn auf Präsentationen im Unterricht, den Einsatz von Lernplattformen wie Moodle, das Recherchieren von Informationen, deren Aufbereitung und das anschließende Ausdrucken für die Schule wird in den letzten Jahren immer mehr Wert gelegt.

iPads passen mit ihrer Touchoberfläche zunächst einmal nicht ganz in dieses Anwendungsspektrum. Sie wurden nie mit dem Ziel entwickelt, klassische Notebooks zu ersetzen, der Konsum von digitalen Inhalten stand zunächst im Mittelpunkt, nicht deren Produktion. Allerdings sind in den letzten ein, zwei Jahren die Möglichkeiten der unkomplizierten und ansprechenden Content-Produktion stark gewachsen – Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Fotobearbeitung, Filmschnitt, Musikproduktion, Präsentationen, Drucken, Videostreaming … all dies war noch unvorstellbar, als 2010 das Ur-iPad vorgestellt wurde.

Speziell in Hinblick auf den häuslichen Einsatz für die Schule ist ein iPad durchaus eine vollwertige Alternative zum eigenen Notebook. Hier ein paar Gedanken zu den Möglichkeiten und Schwierigkeiten:

• Textverarbeitung steht wahrscheinlich noch lange im Zentrum der schulischen Arbeit. Für längere Text ist dafür zu Hause unbedingt eine externe Tastatur empfehlenswert, alleine schon wegen der Tabulatortaste, die mit der Bildschirmtastatur nur über ein Kontextmenü erreichbar ist. Solche Tastaturen, per Bluetooth angebunden, gibt es ab etwa 20,- Euro aufwärts. Richtig gut für zu Hause ist natürlich die Apple-Tastatur für 69,- Euro.
Ansonsten bietet Pages auf dem iPad so ziemlich alles, was man als Schüler braucht: Absatzvorlagen, frei verschiebbare Textrahmen, Tabellen und Grafiken, Rechtschreibprüfung in verschiedenen Sprachen, automatisiertes Inhaltsverzeichnis, Mehrspaltensatz, Undo-Funktion usw. Mit zusätzlichen Dokumentvorlagen wird Pages zu einem richtig mächtigen Werkzeug. Und die Sorge um verlorene Textteile, weil das Programm hängen geblieben ist oder die Festplatte/der USB-Stick spinnt, gehört dank permanenter Cloud-Synchronisation der Vergangenheit an. Ich würde keine Sekunde zögern, Pages auf dem iPad auch für größere Projekte wie Seminararbeiten zu empfehlen. Möglicherweise in Verbindung mit so innovativen Ansätzen zur Texterfassung wie Textkraft.

• Drucken. Die nahe liegende Lösung ist auch hier die Cloud. Aus Apples Office-Programmen lassen sich PDFs direkt in Dropbox ablegen. Das PDF kann dann auf dem heimischen Rechner ausgedruckt werden. Aber auch aus anderen druckfähigen Programmen kann auf dem heimischen Drucker gedruckt werden, man braucht dazu nicht mal unbedingt einen AirPrint-fähigen Drucker. Denn hier gibt es inzwischen meist sogar kostenlose Softwarelösungen, um zu Hause im W-LAN Inhalte auszudrucken: Für den Mac Printopia oder handyPrint für Windows-PCs Airprint Activator.

• Präsentationen. Keynote importiert vorhandene PowerPoint-Dateien. Wer einmal mit Keynote eine Präsentation gebastelt hat, wird PowerPoint nie wieder freiwillig benutzen. Einen ganz anderen, nichtlinearen Ansatz verfolgt Prezi, das sich Schüler unbedingt mal anschauen sollten. Eine Präsentationsform wie maßgeschneidert für das iPad mit seiner Touchbedienung. Kurzum: Das iPad ist das perfekte Präsentationsgerät.

Bleibt eigentlich nur das Problem des zur dauerhaften Arbeit doch recht kleinen Bildschirms. Bei komplexeren Layouts oder Tabellen oder dem parallelen Auswerten von Internetquellen und Textabfassung ohne größere Verrenkungen muss man dann halt doch wieder an den Familien-PC ran. Die Frage ist, wie oft das für die schulische Arbeit wirklich erforderlich ist, und ob dieser Nachteil nicht durch die vielen anderen Vorteile aufgewogen wird. Der Kern des Problems ist, dass ein Tablet eben kein Notebook ohne Tastatur ist, sondern ein neuartiges Werkzeug zum Umgang mit digitalen Daten. Angesichts der Entwicklung der Absatzzahlen sicherlich das zukunftsträchtigere.


Antworten

  1. Ich finde den Beitrag mit den vielen kleinen Tipps und Helferlein sehr hilfreich und auch ausgewogen geschrieben, allerdings komme ich zu einer anderen Schlussfolgerung: Ich halte das iPad keineswegs für eine „vollwertige“ Alternative zum Notebook oder zum PC. Die genannten Nachteile des zu kleinen Bildschirms für dauerhaftes Arbeiten und die fehlende Effizienz der Fingertouchtechnik bei der Textbearbeitung (ich meine das Markieren von Textteilen, Copy&Paste oder Setzen von Einfügemarken) überwiegen aus meiner Sicht. Aber das sind natürlich auch persönliche Präferenzen und Gewohnheiten.

    Verlorene Textteile auf dem PC sind bei mir seit XP kein Thema mehr, deswegen verstehe ich dieses Argument nicht. Permanente Cloud-Synchronisation kann man als Vorteil sehen. Die Verwendung von so unglaublich praktischen und sogar kostenlosen Datendiensten wie iCloud, Dropbox & Co halte ich datenschutzrechtlich für höchst problematisch. Meine Vorstellung von Medienpädagogik lautet: Den Schülern zu zeigen, was das Problem mit kostenlosen Dienstleistungen im Netz ist und als Bildungsinstitution Vorbild zu sein, indem Alternativen vorgelebt werden.

    • Nein, eine „vollwertige Alternative“ kann und wird ein Tablet nie sein. Die Frage ist eher, ob es „gut genug“ für die Anforderungen ist, die wir im Augenblick an unsere Schüler stellen. Also im Falle der Textverarbeitung ein Werkzeug für kürzere bis mittellange Texte ohne allzu komplexe Layouts (Seminararbeiten). Das ist es meines Erachtens durchaus drin. Übrigens geht gerade das Markieren, Kopieren, Ausschneiden oder Verschieben von Textteilen mit einer externen Tastatur sehr gut per Befehl-Shift-Cursortasten, Befehl-C/X/V etc. Mit dem positiven Nebeneffekt, dass die Nutzer sanft aber bestimmt an die konsequente Nutzung der Tastatur herangeführt werden, statt für jedes Markieren eines Textteils umständlich mit der Maus (/mit den Fingern) herumzufuhrwerken …

      (NB. Unverständlich für mich ist es übrigens, warum es immer noch nicht möglich ist, auf dem iPad eigene Schriftarten zu installieren, die vorgegebene Auswahl ist doch etwas sehr beschränkt. Da sollte Apple endlich in die Gänge kommen.)

      Ich gebe Ihnen auch völlig dabei recht, dass es unerlässlich ist, unsere Schüler für datenschutzrechtliche Fragen zu sensibilisieren. Was wir natürlich auch tun. Wobei wir uns in Traunstein dafür entschieden haben, dass wir die Nutzung von Clouddiensten für typische Beiträge von Schülern (Hausaufgaben, Textzusammenfassungen, Aufsätze, Referate …) für unbedenklich halten. Sobald die Inhalte irgendeine Form der Leistungsbewertung enthalten (Korrektur durch den Lehrer, Noten), ist die Cloud für uns tabu. Aber ganz verzichten darauf können und wollen wir nicht, da scheint uns ein reflektierter und bewusster Einsatz für die Schüler gewinnbringender und realitätsnäher.


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